Schulsturm – der Jahrgang 2023 verabschiedet sich
Wenn an der Eingangstür ein Riesenschild mit der Aufschrift „Schule zu verkaufen!“ prangt, dann ist schnell klar: Dies wird kein normaler Schultag. So geschehen am 30.06.2023, es war der Tag des diesjährigen „Schulsturms“ der Abschlussklassen. Monate der mehr oder weniger intensiver Vorbereitung und Planung, sowie einer langen Nacht in der Schule um diese zu schmücken, lagen hinter den Jugendlichen, nun galt`s.
Die Lehrkräfte wurden bei ihrem morgendlichen Eintreffen „abgefangen“ und auf dem Parkplatz versammelt, den Schülern wurde ein anderer als der gewohnte Eingang zugewiesen, jeder war gespannt, was jetzt wohl passieren würde.
Mit Wollgarn an den Händen zusammengebunden bildeten schließlich die Lehrkräfte eine lange Schlange, vorneweg eine Schülerin mit einem Lautsprecher. Aus ihm erklang der Gassenhauer „Griechischer Wein“, zu dem die Lehrkräfte nun einen kräftigen Gesang anstimmen sollten und so außen entlang der Schule zum hinteren Eingang geführt wurden. Hinten warteten bereits die ca. 650 versammelten Schüler und Schülerinnen, die eine Gasse gebildet hatten durch die die Lehrkräfte nun singend und mit lautem Beifall bedacht dem Eingang zustrebten. Was für ein Bild!
Der Jubel der Schüler wurde gedämpft, als es hieß „Ab in den Unterricht!“, doch von langer Dauer war das nicht. Es war 10.55 Uhr, als die Unterrichtsstunden jäh durch Klopfen und laute Musik unterbrochen wurden: „Alle raus und in einer Polonaise auf den Hof!“ lautete die Botschaft, nun zogen sich lange Schlangen einander anfassender Kinder und Jugendlicher durch das Gebäude um rund um den Hof in einer langen Polonaise zu den Klängen von Gottlieb Wendehals den Dingen zu harren, die da kommen sollten. „Ludi incipiant!“, die Spiele mögen beginnen!
In sechs Spielen und kleinen Wettbewerben standen sich Lehrkräfte und Schüler gegenüber, wechselweise wurden die Schüler oder die Lehrer angefeuert. Ob eine abgewandelte Form von „Reise nach Jerusalem“, in der es darum ging Dinge zu besorgen um seinen Stuhl zu behalten, oder den besten Limbo-Tanz oder auch darum, möglichst viele Luftballone am Körper platzen zu lassen, der Spaß kam nie zu kurz.
Schulleiter Henning Nitz, für den es vor seinem Eintritt in das Pensionärsleben nun der letzte Schulsturm gewesen ist, verfolgte das Spektakel im Hawaii-Outfit von der Bühne, bevor er der johlenden Menge um 12.14 Uhr verkündete: „Schulfrei!“
Nein, es war kein normaler Schultag, dieser 30.06., doch es war ein Tag, an dem Schule mal richtig Spaß machte, ein Tag, an dem die Jugendlichen die Regie führten – ein Mal in fünf bzw. sechs Jahren ihrer Schulzeit. Wenn alles gut geht, wird im Juli 2024 ein neuer Sturm Schule und Lehrkräfte ereilen – wenn die Schule nicht bis dahin doch verkauft ist.
Text: Wolfgang Reetz
Fotos: Kerstin Schroeder / Wolfgang Reetz